Diabetes Typ 2: Ursachen, Symptome, Folgeerkrankungen und Vorbeugung
Welches sind die wichtigsten Ursachen für Diabetes Typ 2? Wie erkennt man, ob man an Diabetes erkrankt ist oder ein erhöhtes Risiko dafür hat? Wie kann man Diabetes vorbeugen? Und kann man die Zuckerkrankheit auch wieder loswerden?
Diabetes Typ 2 (Zuckerkrankheit) gehört zu den am häufigsten vorkommenden chronischen Erkrankungen. In Deutschland sind ungefähr 8 Millionen oder ca. 9 Prozent der Bevölkerung betroffen. Dabei steigen die Zahlen in den letzten Jahren rasch an. So hatten 1998 nur 5 Prozent der deutschen Bevölkerung die Diagnose Diabetes. Für das Jahr 2040 gehen Experten von 10 bis 12 Millionen Betroffenen aus.
Aber warum erkranken so viele Menschen an Diabetes? In diesem Artikel fassen wir zusammen, was die Ursachen von Diabetes sind und wie die Krankheit entsteht. Dabei interessieren uns vor allem diese Punkte und Fragen:
- Welches sind die Ursachen und Risikofaktoren, die zur Entstehung von Diabetes führen?
- Wie kann man als Diabetiker das Risiko und die Auswirkungen von Folgeerkrankungen verringern?
- Und was kann man schon als junger Mensch tun, damit man im Alter nicht an Diabetes erkrankt?
- Wie kann man auch im Alter einem Diabetes vorbeugen?
- Ist Diabetes Typ 2 heilbar?
- Wenn ja, wie kann man Diabetes umkehren?
Die Kapitel im Überblick
Diabetes Typ 2: Ursachen
Wie entsteht Diabetes Typ 2? Die Krankheit wird oft auch Altersdiabetes genannt. Tatsächlich steigt das Risiko für Diabetes mit dem Alter an, doch auch junge Menschen können Diabetes bekommen. Die Ursachen und Risikofaktoren, welche zur Entstehung von Diabetes beitragen, sind gut erforscht. Es sind vor allem:
- Übergewicht
- hoher Alkoholkonsum
- Rauchen
- ungesunde Ernährung
- Bewegungsmangel
- Bauchumfang
- Vererbung
- Stress
- Alter
Durch die moderne Lebensweise sind diese Risikofaktoren bei einem großen Teil der Bevölkerung weit verbreitet. Damit ist aber gleichzeitig auch eine gute Nachricht verbunden: Bis auf Alter und Vererbung sind diese Faktoren durch unsere Lebensgewohnheiten bestimmt, das heißt wir haben sie im Prinzip selbst in der Hand.
Die Studien der letzten Jahre haben gezeigt, dass der beste Schutz vor Diabetes die Änderung der Lebensgewohnheiten hin zu einer gesünderen Lebensweise ist:
- mehr Bewegung und Fitnesstraining,
- gesunde Ernährung,
- weniger oder kein Alkohol,
- nicht Rauchen und
- Stress vermeiden
sind wichtige Schritte, mit denen wir das Risiko für die Entstehung von Diabetes deutlich senken können. Und auch die gefährlichen Folgeerkrankungen lassen sich durch eine gesunde Lebensweise vorbeugen und verringern. Oft kann ein Fortschreiten der Erkrankung aufgehalten werden und manche Menschen können so einen Diabetes langfristig sogar umkehren und loswerden.
In den Kapiteln
gehen wir näher darauf ein, wie sich sowohl das Risiko für Diabetes als auch dessen Folgeerkrankungen durch eine schrittweise Umstellung auf gesunde Lebensgewohnheiten entscheidend verringert.
Diabetes Typ 2: Symptome
Wie stellt man fest, ob man Diabetes hat? Viele haben bereits Diabetes, ohne dass sie davon wissen: Bei ungefähr der Hälfte aller Betroffenen ist die Erkrankung noch nicht diagnostiziert. Dies liegt auch daran, dass die Krankheit zu Beginn nur wenige oder auch keine Symptome hat.
Welche sind die typischen Anzeichen für Diabetes? Wie macht sich eine Erkrankung an Diabetes bemerkbar? Die Symptome von Diabetes machen sich zunächst schleichend bemerkbar und sind:
- man hat ständig Durst
- man muss öfter Wasser lassen, auch nachts
- häufiger Juckreiz, vor allem an den Füßen und Armen
- die Haut ist oft trocken
- das Zahnfleisch ist oft entzündet
- langsame Heilung von Wunden
- man fühlt sich oft schwach und müde
- man hat oft Hunger und Heißhunger
- man sieht verschwommen
- das Gewicht nimmt ohne Grund ab
Wenn Du eines oder mehrere dieser Symptome feststellst, oder bemerkst, dass diese Beschwerden in der letzten Zeit zunehmen, könnte ein Diabetes vorliegen oder beginnen.
Dann ist es sinnvoll, einen Termin beim Arzt auszumachen und die Ursache festzustellen. Eine Messung des Blutzuckerspiegels schafft Gewissheit.
Falls sich der Verdacht auf Diabetes bestätigt, kann der Arzt Dir dann genau sagen, wie weiter vorzugehen ist: worauf Du achten musst und wie Du es schaffst, die Folgen der Krankheit zu mindern. Eventuell ist es sogar möglich, den Diabetes wieder loszuwerden.
Viele, die an Diabetes erkranken, haben allerdings zu Beginn keine Symptome oder sie bemerken diese erst nicht. Bei ca. 50 bis 60 Prozent der Diabetiker wird die Krankheit festgestellt, ohne dass Symptome vorliegen.
Je früher Du durch Messung des Blutzuckers über eine Erkrankung an Diabetes Bescheid weißt, umso besser kannst Du durch eine gesündere Lebensweise und eventuell auch durch Medikamente gegensteuern. So lassen sich viele der gefährlichen Folgeerkrankungen von Diabetes vermeiden.
Diabetes Folgeerkrankungen
Wenn ein Diabetes unbehandelt bleibt oder man den ungesunden Lebensstil nicht umstellt, kann die Zuckerkrankheit zu schweren Folgeerkrankungen führen. Dazu gehören vor allem:
- Durchblutungsstörungen
- Nierenerkrankungen
- Fettleber
- Bluthochdruck
- Gefäßerkrankungen
- Diabetischer Fuß
- Übergewicht
- Augenerkrankungen
- Nervenerkrankungen
- Metabolisches Syndrom
- Herzerkrankungen
Diabetes Lebenserwartung
Die Folgeerkrankungen von Diabetes können sich auf viele lebenswichtige Organe auswirken. Entsprechend kann die Lebenserwartung deutlich verringert sein. Wird Diabetes Typ 2 nicht behandelt, können die Betroffenen bis zu 13 Jahre früher sterben als Menschen, die keine Zuckerkrankheit haben.
Wird die Krankheit allerdings im frühen Stadium erkannt und behandelt, so lassen sich die Auswirkungen verringern. Die Betroffenen können dann die gleiche Lebenserwartung wie Nichtdiabetiker haben. Dies gilt insbesondere für Diabetiker, die auch die ungesunden Lebensgewohnheiten hin zu einer gesünderen Lebensweise ändern.
Diabetes Definition
Diabetes ist eine Stoffwechselerkrankung, welche vor allem den Kohlenhydratstoffwechsel betrifft. Unser Körper gewinnt aus den Kohlenhydraten in der Nahrung den Einfachzucker Glucose (Traubenzucker).
Als Blutzucker kann diese Glukose über den Blutkreislauf zu den Zellen des Körpers transportiert werden. Das Hormon Insulin, welches von der Bauchspeicheldrüse produziert wird, reguliert dabei, wie schnell und effektiv die Blutglukose durch die Zellen genutzt und abgebaut werden kann.
Ständig erhöhter Blutzuckerspiegel
Bei Diabetes wird der Blutzucker nicht in ausreichendem Maße durch die Zellen verbraucht. So sammelt sich die Glucose im Blut, der Blutzuckerspiegel steigt und es kommt zu einer Überzuckerung (Hyperglykämie).
Ein Anstieg des Blutzuckers tritt auch bei Nichtdiabetikern üblicherweise nach dem Essen auf. Die aus den Kohlenhydraten gewonnene Energie wird als Blutglucose gespeichert. Über den Blutkreislauf kann dieser Energiespeicher für alle wichtigen Körperfunktionen genutzt werden.
Im Tagesverlauf wird dieser Speicher so wieder abgebaut, und es ergibt sich ein dynamisches Gleichgewicht: der Blutzucker steigt nach dem Essen an, bei Bedarf wird die Blutglucose mithilfe von Insulin in den Körperzellen abgebaut, und der Blutzucker sinkt wieder.
Bei Diabetes ist der Blutzuckerspiegel jedoch ständig erhöht. Dies kann im Wesentlichen zwei Gründe haben.
- Die Bauchspeicheldrüse produziert nicht ausreichend Insulin (Insulinmangel)
- Die Körperzellen nehmen zu wenig Blutzucker auf, weil sie weniger gut auf das Hormon Insulin ansprechen (Insulinresistenz)
Diabetes Typ 2 Verlauf
Bei den meisten Menschen mit Diabetes Typ 2 beginnt die Erkrankung mit einer Insulinresistenz. In der Folge steigt der Blutzucker, was zu einem erhöhten Bedarf an Insulin führt. Die Bauchspeicheldrüse kann aber nicht ständig so viel Insulin produzieren.
Immer mehr Zellen der überforderten Bauchspeicheldrüse produzieren schließlich sogar weniger Insulin. So kommt es bei vielen Patienten auf Dauer auch zu einem Insulinmangel, wodurch der Blutzucker weiter ansteigt.
Der hohe Blutzucker ist dann auch der Grund für die vielen gefährlichen Folgeerkrankungen, die von Diabetes Typ 2 verursacht werden. Das überzuckerte Blut greift Organe und Gefäße, das Herz und das Gehirn an.
Und der hohe Blutzucker ist auch der Grund für den ständigen Harndrang bei Diabetes: Der Körper scheidet die überschüssige Glucose durch den Urin aus.
Der erhöhte Blutzuckerspiegel und der hohe Zuckergehalt im Urin sind auch die zwei wichtigsten Diagnosemethoden, mit denen eine Erkrankung an Diabetes festgestellt werden kann.
Diabetes Typ 2 Diagnose
Messung des Blutzuckers
Zur Diagnose eines Diabetes Typ 2 nimmt der Arzt meistens eine Blutprobe. Im Blutplasma kann dann der Blutzuckerspiegel festgestellt werden. Hierfür werden vor allem diese Werte gemessen:
- Nüchternblutzucker
- Blutzucker nach oralem Glukosetoleranztest
- Gelegenheitsblutzucker: beliebiger Zeitpunkt
- Langzeitblutzucker (HbA1c-Wert)
Nach den übereinstimmenden Definitionen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Deutschen Diabetes Gesellschaft ist ein Diabetes bestätigt, wenn im Blutplasma einer dieser Werte festgestellt oder überschritten wird:
Messung | Wert | Wert |
---|---|---|
Nüchternblutzucker | 126 mg/dl | 7 mmol/l |
Blutzucker im Glukosetoleranztest | 200 mg/dl | 11,2 mmol/l |
Gelegenheitsblutzucker | 200 mg/dl | 11,2 mmol/l |
HbA1c-Wert | 6,5 % | 48 mmol/mol |
im Blutplasma oder durch HbA1c-Wert
Normale Blutzuckerwerte
Welche Werte für den Blutzucker gelten als gesund?
Bei Nichtdiabetikern mit einem ungestörten Kohlenhydratstoffwechsel sind diese Blutzuckerwerte normal:
- Nüchternblutzucker (nach 8 Stunden Fasten): geringer als 100 mg/dL
- Blutzucker 2 Stunden nach dem Essen: niedriger als 140 mg/dL
- Direkt vor einer Mahlzeit liegen die Werte bei Nichtdiabetikern zwischen 60 und 90 mg/dL
Achtung: Alle Angaben beziehen sich auf den Blutzucker gemessen im Blutplasma.
Prädiabetes
Wenn man die normalen Blutzuckerwerte mit den Blutzuckerwerten für Diabetes vergleicht, fällt auf: Es gibt einen Bereich, bei dem erhöhte Blutzuckerwerte auftreten, diese aber noch keine Erkrankung an Diabetes bedeuten. Das trifft für diesen Wertebereich zu:
- Nüchternblutzucker zwischen 100 und 125 mg/dl (bzw. 5,6 bis 6,9 mmol/l)
- Blutzucker beim oralen Glukosetoleranztest zwischen 140 und 199 mg/dl (bzw. 7,8 bis 11 mmol/l)
In diesem Fall spricht man von einer Prädiabetes. Der Körper hat bereits eine Insulinresistenz entwickelt, aber meist besteht noch kein Insulinmangel. Prädiabetes ist weit verbreitet: 20 bis 40 Prozent der Menschen haben nach Schätzungen diese Vorstufe von Diabetes. Die Zahl der undiagnostizierten Fälle ist hier noch höher als beim Diabetes selbst. Bis zu 80 % der Menschen mit Prädiabetes wissen nicht, dass sie ständig erhöhte Blutzuckerwerte haben.
Erhöhte Blutzuckerwerte stellen immer eine Gefährdung für die Gesundheit dar.
Zwar sind die Ausmaße der Schäden geringer als bei einem voll entwickelten Diabetes. Aber Prädiabetes bedeutet nicht nur ein erhöhtes Risiko, an Diabetes zu erkranken. Auch das Risiko für Herzerkrankungen und Schlaganfälle ist bei Prädiabetes bereits erhöht.
Blutzuckerwerte im Bereich einer Prädiabetes sind deshalb keine Entwarnung, sondern ein Warnsignal. Menschen mit einer Prädiabetes sollten den Blutzucker langfristig senken. Prädiabetes kann in einen Diabetes übergehen, das muss aber nicht passieren.
Durch gesunde Ernährung, mehr Fitness und eine Umstellung des Lebensstils kann dies verhindert werden. Und auch die Umkehrung eines Prädiabetes zu normalen Blutzuckerwerten ist durch gesunde Lebensweise möglich.
Lebensstil und Diabetes
Viele Studien der letzten Jahre untersuchten den Zusammenhang von Lebensstil und Diabetes. Deren Ergebnisse haben übereinstimmend gezeigt: Unsere Lebensgewohnheiten und die daraus resultierenden Risikofaktoren sind die wichtigsten Ursachen für die Entstehung von Diabetes Typ 2.
So kann eine ungesunde Lebensweise das Risiko für Diabetes mehr als verdoppeln. Mit Faktoren wie Übergewicht, Alkohol und Rauchen kann sich insgesamt sogar ein bis zu 15-mal höheres Risiko ergeben. Erblich bedingte Faktoren hingegen erhöhen das Risiko für Diabetes Typ 2 nur um ungefähr den Faktor 1,5.
Bei einem bereits bestehenden Diabetes führen ungesunde Lebensgewohnheiten zu einem deutlich erhöhten Sterberisiko. Dies liegt vor allem an einer höheren Gefahr für Herzerkrankungen, Arteriosklerose, Nierenerkrankungen, Bluthochdruck und Schlaganfälle.
Die Auswirkungen eines ungesunden Lebensstils zeigen sich bei Diabetes sehr drastisch. Das bedeutet andererseits aber auch: Durch eine gesunde Lebensweise können wir
- das Risiko für Diabetes deutlich verringern
- den Blutzuckerspiegel senken
- die Auswirkungen von Diabetes verringern
- Folgeerkrankungen verhindern
- den Diabetes umkehren und
- langfristig den Diabetes loswerden.
Dies ist aber keine leichte Angelegenheit und es ist auch keine Sache von Tagen oder Wochen. Eine Umstellung der Lebensgewohnheiten erfolgt langfristig und auf Dauer. Eine kurzfristige Änderung hat auch nur kurzfristigen Effekt: Mit einer Rückkehr zum ungesunden Lebensstil kommt bald auch der hohe Blutzucker und der Diabetes wieder.
Wie gelingt eine Änderung der Lebensgewohnheiten?
Gewohnheiten haben sich über Jahre und Jahrzehnte entwickelt. Eine Änderung der Lebensgewohnheiten ist deshalb für viele Menschen keine einfache Angelegenheit. Auf der anderen Seite ist es aber auch nicht unmöglich. Und für einen Diabetiker ist eine gesunde Lebensweise langfristig notwendig, schon um Lebensqualität und auch die Lebenserwartung zu erhalten.
Die wichtigsten Schritte
In den folgenden Kapiteln gehen wir genauer auf die Faktoren des Lebensstils ein, die bei Diabetes Typ 2 besonders wichtig sind. Und wir fassen Infos und Tipps zusammen, wie wir diese Schritt für Schritt ändern können. Diese Faktoren und die zugehörigen Schritte sind:
- wenig Alkohol,
- nicht Rauchen,
- gesunde Ernährung,
- weniger oder kein Übergewicht,
- regelmäßige Bewegung, Fitness und Sport,
- Vermeidung von Stress,
- Blutdruck senken und
- eine insgesamt gesunde Lebensweise.
Alkohol und Diabetes
Alkohol schädigt fast alle Bereiche und Zellen des Körpers. Dazu gehört vor allem auch die Bauchspeicheldrüse, welche für eine ausreichende Insulinproduktion so wichtig ist. Gleichzeitig ist Alkohol auch ein Zucker, der direkt den Blutzuckerspiegel erhöht und die Insulinresistenz senkt.
Wer viel und regelmäßig Alkohol trinkt, hat ein deutlich erhöhtes Risiko für Diabetes. Und Diabetiker sollten den Alkoholkonsum reduzieren, um den Blutzucker besser unter Kontrolle zu halten und Folgeerkrankungen zu verhindern.
Rauchen und Diabetes
Raucher haben ein doppelt so hohes Risiko an Diabetes zu erkranken wie Nichtraucher. Zudem erhöht Rauchen das Sterberisiko durch Arterienverkalkung, Bluthochdruck, Herzinfarkt und Schlaganfälle. Damit haben Diabetiker, die rauchen, eine zusätzlich verringerte Lebenserwartung gegenüber Diabetikern, die Nichtraucher sind.
Infos, Tipps und nützliche Links zum Rauchstopp findet Ihr in diesem Artikel:
Diabetes und Übergewicht
Menschen, die Übergewicht haben, haben ein deutlich erhöhtes Risiko, an Diabetes zu erkranken. So bekommen Übergewichtige mit einem Body-Mass-Index (BMI) über 27 kg/m2 ca. 2,5-mal öfter Diabetes als Menschen mit einem niedrigeren BMI. Bei einem BMI über 30 kg/m2 ist das Risiko für Diabetes sogar um den Faktor 6 bis 10 höher.
Damit ist Übergewicht der wichtigste Risikofaktor für die Entstehung von Diabetes Typ 2. Auf der anderen Seite kann Diabetes aber auch zu Übergewicht führen: 90 Prozent aller Menschen mit Diabetes Typ 2 haben schweres Übergewicht, also einen BMI über 30 kg/m2.
Diabetes und Bluthochdruck
Wer Diabetes hat, bekommt oft auch Bluthochdruck. Grund dafür ist, dass der erhöhte Blutzucker die Gefäße angreift. So kommt es zu Ablagerungen an den Innenwänden der Adern und schließlich zur Verkalkung der Blutgefäße (Arteriosklerose). In der Folge steigt der Blutdruck, damit der Körper die Blutzirkulation aufrechterhalten kann.
Andererseits ist Bluthochdruck auch ein Risikofaktor für die Entstehung von Diabetes. So erkranken auch viele Menschen zuerst an Bluthochdruck und dann an Diabetes Typ 2. Über 50 Prozent der Diabetiker haben Bluthochdruck und damit gleich zwei chronische Krankheiten, deren sehr gefährliche Folgen man oft erst spät bemerkt.
Um das Risiko für Schlaganfälle und Herzinfarkte zu reduzieren, müssen Diabetiker den Blutdruck kontrollieren. Alle Menschen mit Bluthochdruck können und sollten diesen langfristig senken. Hierzu findet ihr viele Infos in diesem Artikel:
Diabetes vorbeugen, umkehren und loswerden
Diabetes ist eine der am weitesten verbreiteten und auch eine der gefährlichsten Zivilisationskrankheiten. Der Begriff Zivilisationskrankheiten sagt es bereits: Erkrankungen an Diabetes sind zu einem großen Teil durch den modernen Lebensstil bedingt.
Wie viele Studien der letzten Jahre gezeigt haben, sind ungesunde Lebensgewohnheiten sogar die wichtigste Ursache für Diabetes Typ 2. Deshalb kann man durch einen gesunden Lebensstil sehr gut der Entstehung von Diabetes vorbeugen, auch wenn man erblich bedingt ein höheres Diabetesrisiko hat.
Aber wie ist es, wenn man bereits Diabetes hat? Wie nützlich oder wie notwendig sind gesunde Lebensgewohnheiten für Diabetiker? Oder anders gefragt:
Lässt sich der Verlauf von Diabetes positiv durch eine gesunde Lebensweise beeinflussen?
Aufgrund der übereinstimmenden Ergebnisse zahlreicher Studien lässt sich diese Frage eindeutig mit JA beantworten. Das bedeutet: Durch eine Umstellung auf gesündere Lebensgewohnheiten lassen sich die gefährlichen Folgen der Erkrankung deutlich verringern. Damit erhöht sich für Diabetiker sowohl die Lebenserwartung als auch die Lebensqualität.
Entscheidend für einen positiven Verlauf eines Diabetes und die Vermeidung der gefährlichen Folgeerkrankungen ist dabei, dass diese Blutwerte im gesunden Bereich sind:
- Blutzucker
- Blutdruck
- Blutfett
- Nierenwerte
Dein Arzt kontrolliert regelmäßig diese Blutwerte und richtet danach die Therapie des Diabetes aus. Es ist dabei von Patient zu Patient individuell verschieden, welche Medikamente und Dosierung geeignet sind, um die Blutwerte im Zielbereich zu halten.
Wenn diese Blutwerte dauerhaft nicht erhöht sind, haben Diabetiker kein größeres Risiko für Blutgefäßerkrankungen, Schlaganfälle und Herzinfarkte. Auch die Lebenserwartung kann dann die gleiche sein wie bei Nichtdiabetikern.
Ungesunde Lebensgewohnheiten wie Rauchen, Alkohol trinken und ungesunde Ernährung zeigen sich oft sofort in einer Verschlechterung der Blutwerte. Meist muss dann die Dosierung der Medikamente erhöht werden. Aber nicht immer zeigen Medikamente alleine die gewünschte Wirkung.
Wenn man hingegen als Diabetiker nicht raucht und nur wenig Alkohol trinkt, hat dies meist eine Verbesserung der Blutwerte zur Folge. Gesunde Ernährung und regelmäßiges Fitnesstraining tragen weiter dazu bei, dass die Blutwerte sich nicht verschlechtern.
Wer langfristig die Blutwerte im Zielbereich hält, kann dadurch die negativen Auswirkungen des Diabetes verringern und Folgeerkrankungen vermeiden. Die Lebenserwartung von Diabetikern ist dann die gleiche wie die von Nichtdiabetikern. Gesunde Lebensgewohnheiten tragen dazu entscheidend bei.
Ist Diabetes Typ 2 heilbar?
Lange Zeit galt der Diabetes Typ 2 (Altersdiabetes) als Krankheit, die man zwar kontrollieren, aber nicht heilen kann. Doch in den letzten Jahrzehnten haben viele Studien gezeigt: Eine Erkrankung an Diabetes Typ 2 ist umkehrbar.
Viele Diabetiker können ihre Blutzuckerwerte, Blutfettwerte, Blutdruck und Nierenwerte langfristig im gesunden Bereich halten. Und auch eine Insulinresistenz kann man oft wieder loswerden. Die Chance, dass dies gelingt, ist deutlich größer, wenn man als Diabetiker ungesunde Lebensweisen aufgibt und auf gesunde Lebensgewohnheiten umstellt.
Alkohol, Rauchen aufgeben, Übergewicht und Bluthochdruck verringern sind dabei wichtige Schritte, auf die wir schon eingegangen sind. Im Folgenden gehen wir auf die weiteren Faktoren ein, die entscheidend dazu beitragen können, dass man Diabetes umkehren und loswerden kann. Diese sind: Ernährung, Bewegung, Sport, Fitness und Stressbewältigung.
Diabetes und Ernährung
Eine gesunde Ernährung kann nicht nur dazu beitragen, das Risiko für Diabetes zu senken und so einer Erkrankung and Diabetes vorbeugen. Auch für Diabetiker ist die Ernährung besonders wichtig, um den Blutzucker zu kontrollieren und Folgeerkrankungen zu verhindern.
Und langfristig kann die Ernährung eine große Rolle spielen, um den Diabetes umzukehren.
Der Zusammenhang von Ernährung und Diabetes ist in zahlreichen Langzeitstudien untersucht worden. Durch welche Mechanismen genau eine ungesunde Ernährung zu Diabetes Typ 2 führt, ist aber noch nicht im Detail verstanden.
Doch zeigten die Studien, dass es eine Reihe von Faktoren gibt, durch die sich das Risiko für eine Erkrankung an Diabetes beeinflussen lässt. So stimmen Diabetes-Experten darin überein, dass die folgenden Schritte wichtig sind, um das Diabetesrisiko zu senken:
- mehr pflanzliches statt tierisches Protein (Eiweiß)
- weniger Fleisch, insbesondere weniger rotes Fleisch
- weniger gesättigte Fette
- mehr ungesättigte Fette, mehr Omega 3 Fettsäuren
- mehr Gemüse und Obst
- mehr Ballaststoffe
- weniger Kohlenhydrate, vor allem weniger Einfachzucker
Aber wie stellt man seine Ernährungsgewohnheiten, die sich über Jahre entwickelt haben, langfristig auf eine gesunde Ernährung um?
In diesen Artikeln findet Ihr hierzu viele Infos und Tipps zusammengefasst:
- Gesunde Ernährung
- Obst und Gemüse: 5 am Tag
- Gesunde Fette, ungesunde Fette
- Welches Fleisch ist gesund?
- Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente
- Wie viel Zucker am Tag?
Ernährung bei Diabetes Typ 2
Auch und gerade für Menschen, die bereits Diabetes haben, spielt die Ernährung eine große Rolle.
Zum einen, um den Verlauf der Erkrankung positiv zu beeinflussen und langfristig die Vermeidung von Folgeerkrankungen zu unterstützen. Zum andern auch für die Möglichkeit, den Blutzucker zu kontrollieren und langfristig zu senken, und auch um den Diabetes loszuwerden.
Hierauf gehen wir genauer in diesem Artikel ein:
Diabetes und Sport
Sport, Fitnesstraining und regelmäßige Bewegung sind für Diabetiker sehr wichtig, um die körperliche Leistungsfähigkeit und die Lebensqualität zu erhalten. Und im besten Fall kann Sport und mehr Bewegung dazu beitragen, dass man die Zuckerkrankheit wieder loswird.
Doch wie beginnt man mit Fitness und regelmäßiger Bewegung, wenn man lange Zeit keinen Sport mehr betrieben hat? Hierzu findet Ihr in diesen Artikeln viele Tipps und Infos:
Ausdauertraining bei Diabetes
Wie jeder Mensch sollten auch Diabetiker regelmäßig leichtes Ausdauertraining betreiben: mindestens 150 Minuten pro Woche, verteilt auf 3-4 Tage und Trainingseinheiten von 40 Minuten oder mehr sind empfehlenswert.
Wer jeden Tag trainieren möchte, kann zum Beispiel morgens oder abends jeweils für eine halbe Stunde Walken oder Radfahren. Studien haben gezeigt, dass Training bei leicht bis mittlerer Intensität langfristig wirkungsvoller und gesünder ist.
Tipps und Infos zum Ausdauertraining findet Ihr in diesen Artikeln:
Krafttraining bei Diabetes
Regelmäßiges leichtes Krafttraining verhindert den Muskelabbau und führt langfristig zu Muskelaufbau. Und ein höherer Muskelanteil bedeutet, dass der Körper mehr Insulin verbraucht. So kann Krafttraining dazu beitragen, eine Insulinresistenz wieder abzubauen.
In diesen Artikeln findet Ihr hierzu viele weitere Tipps und Infos:
Diabetes und Stress
Die Bedeutung von Stress für die Gesundheit ist lange Zeit unterschätzt worden. Heute weiß man, dass zu viel Stress unter anderem zu Bluthochdruck, Herzerkrankungen, Übergewicht, Depressionen und auch Krebs führen kann.
Auch bei einer Erkrankung an Diabetes Typ 2 kann Stress eine wichtige Rolle spielen:
- Stress hat Auswirkung auf das Essverhalten und kann insbesondere das Verlangen nach kalorienreichem Essen erhöhen
- Stress kann zu einem Anstieg der Blutfettwerte (Cholesterin) und des Blutzuckerspiegels führen
- Über den Hormonhaushalt beeinflusst Stress den Kohlenhydratstoffwechsel: das Stresshormon Cortisol vermindert die Wirksamkeit von Insulin und kann so eine Insulinresistenz fördern
- Stress kann sowohl zu Unterzuckerung als auch zu Überzuckerung führen
- Stress wirkt sich auch auf den Blutdruck aus und kann Bluthochdruck fördern, wodurch das Risiko für Diabetes ansteigt
- Stress kann auch dazu führen, dass Menschen eher Übergewicht bekommen, welches der wichtigste Risikofaktor für die Entstehung der Zuckerkrankheit ist.
- Und Stress kann dazu führen, dass Menschen mehr rauchen und Alkohol trinken, welches ebenfalls wichtige Diabetes Typ 2 Ursachen sind
Methoden zum Stressmanagement und Stressabbau sind deshalb sowohl für Diabetiker als auch zur Vorbeugung von Diabetes sehr wichtig.
In diesem Artikel findet Ihr hierzu viele Infos:
Fazit: Diabetes Typ 2 Ursachen und Vorbeugung
Der moderne Lebensstil bringt viele ungesunde Lebensgewohnheiten mit sich: Bewegungsmangel, kalorienreiches Essen, zu viel Zucker, zu viel Sitzen, zu wenig Sport, zu viel Stress, Rauchen, Alkohol, ungesunder Schlaf.
Auf Dauer erhöhen sich dadurch die Risiken für viele Zivilisationskrankheiten wie Übergewicht und Bluthochdruck. Auch Diabetes Typ 2 wird zu einem großen Teil durch eine ungesunde Lebensweise verursacht. Viele Studien haben gezeigt:
- das Risiko für Diabetes Typ 2 ist bei ungesunder Lebensweise um den Faktor 2 bis 4 höher
- bei Übergewicht, auch oft eine Folge von ungesunden Lebensgewohnheiten, ist das Diabetesrisiko sogar um den Faktor 6 bis 10 hoher
- Rauchen und Alkohol erhöhen das Risiko weiter
- der Lebensstil ist für die Entstehung von Diabetes Typ 2 wichtiger als erblich bedingte Faktoren
Dies bedeutet aber auch, dass jeder die Möglichkeit hat, durch einen gesunden Lebensstil sein Risiko für Diabetes zu senken.
Und auch wer bereits Diabetes hat, kann durch gesunde Lebensgewohnheiten viel dazu beitragen, die gefährlichen Folgen dieser chronischen Erkrankung zu verringern. Wer als Diabetiker gesund lebt, senkt dadurch:
- Blutgefäß- und Nierenerkrankungen um 50 bis 60 %
- das Risiko für Krebserkrankungen um 30 bis 40 %
- das Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle um 50 %
- das Sterberisiko insgesamt um 50 bis 60 %
Entscheidend hierfür ist die regelmäßige Kontrolle dieser Blutwerte, welche man als Diabetiker unbedingt im gesunden Bereich halten sollte: Blutzucker, Blutfett, Nierenwerte und Blutdruck.
Gesunde Lebensgewohnheiten tragen entscheidend dazu bei, dass die Blutwerte im Zielbereich bleiben und können so die gefährlichen Auswirkungen und Folgeerkrankungen von Diabetes verringern oder vermeiden.
Die Umstellung auf eine gesündere Lebensweise erfolgt am besten schrittweise und langfristig. Dies führt meistens zu einer deutlichen Steigerung der Lebenserwartung und ist auch mit einer Verbesserung der Lebensqualität verbunden.
Diabetiker sollten eine Umstellung ihrer Lebensgewohnheiten (Ernährung, Sport und Fitness) immer mit dem Arzt absprechen. Eventuell muss die Medikation angepasst werden.
Sowohl das Risiko, an Diabetes zu erkranken, als auch die gefährlichen Folgen der Krankheit lassen sich durch einen gesunden Lebensstil effektiv und langfristig verringern. So können Diabetiker die gleiche Lebenserwartung wie Nichtdiabetiker haben.
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